Topographia Alsatiae: Reichenweyer

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Topographia Germaniae
Reichenweyer (heute: Riquewihr)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643/44, S. 43–44.
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Reichenweyer /

Oder Reichenweyler / underhalb Käysersberg / an einem Wasser / gelegen / haben die Herren von Harburg (aliter Horburg) Anno 1291. mit einer Mauren ümbfangen; darauff die 2. Brüder Walther und Burckhardt / Herren von Harburg / Anno 1324. Graff Ulrichen von Würtenbürg / ihre Herrschafft Harburg / die Graffschafft von Wickels-Owe / und das Land-Gericht in dem Leymenthal / an dem blauen Bilstein ihrer Burch Reichenweiler / die Stadt Cellenbach / Burg und Stadt / etc. verkaufft. Und gehet die Grafftschafft Harburg / so von dem vesten Schloß Harburg (aliter Horburg) nahend Collmar / den Namen hat / und in einem ebenen sehr fruchtbahren Lande gelegen ist / mit einem Ort / biß an den Rhein / und die eusserste Rhein-Brücke zu Brysach / und an etlichen Orten an und über die Ill / und gehört / mit diesem Städtlein Reichenweyer (da guter Wein / und Mandel / wachsen / und drey Kirchlein / oder Capellen auff dem Kirchhoff stehen / und deren in dem alten Sprichwort Anregung geschicht / zur Mümpelgartischen Würtenbergischen Regierung. Crusius in Annal. Suevic. Und Fürstlichen Würtenbergischen Italianischen Räiß-Buch. Als Anno 1635. der Hertzog von Lothringen ins Elsaß kam / so wurden von seinen Völckern / Käysersperg / Türckheim / und Ammersweyler / klar gemacht. Zu Künsheim gieng es auch ohne Plünderung nicht ab. Allhie zu Reichenweyler hatte ein Frantzösischer Capitäin / die Lothringer anfangs abgetrieben / doch hernach / als der Ober-Ambtmann daselbst die Gegenwehr ferner nicht rathsamb halten wolten / sich / bey der Nacht davon in Horburg reteriret; worüber man dieses Städtlein Reichenweyler / so sonst die gantze Zeit dieses Kriegs über verschonet geblieben / durch Abführung so viel Weins / wie man fortbringen können / nicht viel besser / als außgeplündert. Gemehr / (oder Gemar /) darinn Frantzosen lagen / und sich zu wehren begehrten / liessen die Lothringer zu Frieden. Der Fleck Weyler / so mit Gräben versehen / war von Ihnen eingenommen / die Soldaten darinn auffgehoben / die Underthanen aber daselbst / und in selbigem Thal / wieder auffs neu in Lothringischen Schutz auffgenommen. Den 5. Februarii / gieng der Hertzog von Lothringen / wegen mangel an Proviandt / wie vorher [44] auch geschehen / zu Breysach / wieder über die Brücken / nach dem seine Armee zimlich abgenommen hatte. Dann es war damahln / und auch im folgenden Jahr / ein elender Zustande im Elsaß. Und hatte man Anno 36. erfahren / daß bey Ruffach / ein Weib / und Kind / nebenst Hunden / und Krähen / bey einem Aaß / mit einander Collation gehalten. Besagter Hertzog von Lothringen theilete darauff sich im Brißgäu / Ortenau / und im Badischen / auß / und ward von den Römisch-Catholischen Schweitzern / und von deß Johanniter Meisters Sitz Heydersheim proviandirt; welcher mit dissimuliren erhalten / daß die Schwedischen Armeen solches jederzeit geschonet / und Ihm ein klein Magasin vor ihren Feind zu sparen / mittel gelassen; wie Kemnitz vom Schwedischen in Teutschland geführten Krieg / berichtet: Wie folgender Zeit / und ümb den Anfang deß 1652. Jahrs / die Lothringischen Völcker sehr übel allhie zu Reichenweyler gehauset / das ist noch in frischer Gedächtnüß.