BLKÖ:Plener, Ignaz Edler von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 22 (1870), ab Seite: 420. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Ignaz von Plener in der Wikipedia
Ignaz von Plener in Wikidata
GND-Eintrag: 118595016, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Plener, Ignaz Edler von|22|420|}}

Plener, Ignaz Edler von (Staatsmann, geb. zu Wien 21. Mai 1810). Sein Vater, gleichfalls Ignaz (geb. zu Wien 1785, gest. ebenda 30. Jänner 1863), war k. k. Sectionsrath im Finanzministerium und Kanzleivorstand des adeligen Sternkreuz-Ordens; in Würdigung seiner 50jährigen dem Staate geleisteten Dienste, sowie des Umstandes, daß [421] er im Jahre 1848, während der Octoberereignisse in Wien, mehreren Officieren das Leben gerettet, wurde er mit Allerh. Entschließung vom 4. Mai 1856 bei Gelegenheit seiner Versetzung in den bleibenden Ruhestand mit dem Ehrenworte Edler von geadelt. – Sein Sohn Ignaz besuchte die Schulen in Wien, beendete an der Hochschule daselbst die juridischen Studien, erlangte im Jahre 1832 aus demselben die Doctorwürde und trat 1836 als dritter Cameral-Bezirkscommissär zu Eger in den Staatsdienst. Im Jahre 1844 wurde er erster Commissär, bald darauf Cameralrath daselbst; später kam er als Oberfinanzrath zur böhmischen Finanz-Landesdirection nach Prag, Im Jahre 1851 ging er in außerordentlicher Mission nach Pesth, um daselbst die Einführung des Systems der indirecten Steuern in’s Werk zu setzen. Als im Jahre 1852 in Ungarn die Organisirung der Finanzbehörden durchgeführt wurde, erhielt P. die Leitung der in Preßburg neu errichteten Abtheilung der ungarischen Finanz-Landesdirection mit dem Range eines k. k. Hofrathes. Während seines Aufenthaltes in Preßburg erwarb sich P. durch Gründung des naturwissenschaftlichen Vereines ein außerhalb seiner Beamtensphäre liegendes, nicht unwesentliches Verdienst um die Wissenschaft. Von Preßburg kam P. im Jahre 1857 als Finanz-Landesdirector nach Lemberg und von dort wurde er im Jahre 1859 nach Wien berufen, wo er in den damals dort tagenden verstärkten Reichsrath eintrat. Nach des Freiherrn von Bruck plötzlichen Tode übernahm P. am 22. April 1860 die provisorische Leitung des Finanzministeriums. Als nach der Abdankung des Grafen Goluchowski am 13. December 1860 Ritter von Schmerling das Staatsministerium übernahm, wurde P. definitiv zum Finanzminister ernannt. Am 27. Juni 1865 gab das Ministerium Schmerling und mit ihm auch Plener seine Demission. Dritthalb Jahre verlebte nun P. in zeitlichem Ruhestand, als aber am 30. December 1867 das volksthümliche Ministerium Giskra-Herbst an’s Ruder trat, übernahm P. in demselben das Portefeuille des Handels; er verwaltete dasselbe bis zur Demission des Ministeriums Hasner, worauf er interimistisch mit der Führung des Minister-Präsidiums betraut wurde und dasselbe so lange führte, bis der mit der Bildung eines neuen Cabinets beauftragte Graf Potocki damit zu Stande gekommen war. Während seiner fünfjährigen Verwaltung des Finanzministeriums hatte sich P. in schwierigen Verhältnissen als eben so ehrlicher wie tüchtiger Finanzmann bewährt. Die ökonomische Lage des Kaiserstaates war auf das Tiefste zerrüttet; ein Staatsbankerott hing zum Niederfallen über Oesterreich; Bruck’s tragisches Ende ließ die Situation, sein Nachfolger zu werden, auch nicht begehrlicher erscheinen; die schweren Täuschungen, welche den mannigfachen Anlehens-Experimenten gefolgt waren, hatten in den besitzenden Classen ein nicht unberechtigtes Mißtrauen erzeugt. Unter einer solchen keineswegs verlockenden Constellation übernahm P. die Geschäfte. „Plener vermied nun, wie einer seiner Biographen schreibt, mit strengster Gewissenhaftigkeit alle Geniestreiche, ging in allen seinen Vorkehrungen und Unternehmungen mit bedächtiger Ehrlichkeit vor, entwirrte mit sicherer Hand die bisherige finanzielle Confusion, hob das gesunkene finanzielle Ansehen Oesterreichs und führte die Verhältnisse mit jedem Tage einer Besserung zu. Die Mittel, deren er sich [422] bedient, treffen freilich, wenn auch nicht jeden Einzelnen, doch immer hart und finden gewiß bei keinem ein herzliches Willkommen, denn auch der Bestgesegnetste und Freigebigste entschließt sich mit freundlicherer Stimmung zu einem unwiedereinbringlichen Ducaten, um sich an irgend einem Lotteriespiele zu betheiligen, als zu einem Heller Steuern und Gebühren, und so konnte auch Plener, wie sehr er es auch seinen sonstigen Eigenschaften nach verdient, nie ein sogenannter populärer Mann werden; denn ein Finanzminister kann ebenso wenig populär werden, als es ein Polizeiminister werden darf. Das Raffinement der Speculation ist Plener fremd, Ehrlichkeit der Grundzug seines Charakters, und Ehrlichkeit in Geldsachen ist sicher, wo nicht die beste, doch zuverlässigste Politik. In dieser Hinsicht ist seine Errungenschaft von dem Gesichtspuncte Macaulay’s zu betrachten, der den Werth eines Ackers in Middlesex höher anschlägt als den eines Fürstenthums in Utopien; das kleinste wirkliche Gut der prachtvollsten Versprechung und Unmöglichkeit vorzieht. In der That hat P. auch während seiner fünfjährigen Ministerperiode durch glückliche Finanzoperationen das Deficit gedeckt und durch die Bankacte die Valutaverhältnisse gebessert. Als er am 27. Juli 1865 aus dem Ministerium schied, war das Silberagio auf 7% herabgedrückt. In das parlamentarische Leben trat P. bereits im Jahre 1859, als er in den verstärken Reichsrath berufen wurde, als Leiter des Finanzministeriums dasselbe in allen finanziellen Fragen vertrat und dabei tüchtige Geschäfts- und umfassende Fachkenntnisse beurkundete; auch wurde er am 20. März 1861 von der Egerer Handels- und Gewerbekammer in den böhmischen Landtag gewählt. Im Jahre 1867 trat er neuerdings in den Landtag, und Reichsrath ein. Im böhmischen Landtage theilte er scharfe Hiebe aus und auch im Reichsrathe bewährte er sich als ein schlagfertiger Redner, als er die Finanzoperationen des Reichsfinanzministers Freiherrn von Becke einer scharfen Kritik unterzog. Als Politiker ist P. liberal-constitutionell. Für seine vielfachen Verdienste wurde P. am 12. August 1862 mit dem Orden der eisernen Krone erster Classe ausgezeichnet. Plener’s Schwester ist die Gemalin des gegenwärtigen Finanzministers Ludwig von Holzgethan.

Adelstands-Diplom ddo. 16. Juli 1856. – (Augsburger) Allgemeine Zeitung 1868, Beilage Nr. 4 – Presse (Wiener polit. Blatt) 1860, Nr. 114; 1862, Nr. 184; 1863, Nr. 276; 1864, Nr. 132. – Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1862, Nr. 97, im Feuilleton; 1868, Nr. 9, im Feuilleton. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 1863, Nr. 53. – Reichenberger Zeitung 1865, Nr. 5, im Feuilleton. – Tagesbote aus Mähren (Brünn, Fol.) 1868, Nr. 3, im Feuilleton: „Die Männer der neuen Aera“. – Neues Wiener Tageblatt 1868, Nr. 4, im Feuilleton: „Der wiedererstandene Minister“. – Hahn (Sigmund), Reichsraths-Almanach für die Session 1867 (Prag 1867, H. Carl J. Satow, 8°.) S. 134. – Carte blanche (Leipzig 1862, Friedr. Volkmar, 12°.) S. 57, Nr. 33. – Silhouetten aus dem österreichischen Reichsrath (Leipzig 1862, Otto Wigand, 12°.) S. 6. – Jahrbuch der kais. kön. geologischen Reichsanstalt (Wien, 4°.) VII. Jahrg. S. 364. – Aquarellen aus den beiden Reichsstuben. Von J. J. K.(rasnik) (Wien 1868, R. v. Waldheim, 8°.) Erste Abtheilung, S. 14, 20, 38, 41, 74, 75, 76; zweite Abtheilung, S. 37. – Porträt. Photographie von Heid, jedoch nicht nach der Natur, sondern nach einer Zeichnung des Abgeordneten Ryger. – Wappen der Edlen von Plener. Quergetheilter Schild, oben in Blau ein goldener Stern, unten in Roth ein hohes silbernes aufrechtgestelltes Kreuz. Auf dem Schilde ruht ein goldgekrönter Turnierhelm, [423] aus dessen Krone vier Straußenfedern emporwallen, deren mittlere rechte blau, mittlere linke golden, die äußere rechte silbern, die äußere linke roth ist. Die Helmdecken sind rechts blau mit Gold, links roth mit Silber belegt. Devise. Auf einem unter dem Schilde auf- und abwärts flatternden blauen Band in goldener Lapidarschrift die Worte: PLENUS FIDUCIAE IN HOC SIGNO.