BLKÖ:Hasse, Faustina

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Haspinger, Joachim
Band: 8 (1862), ab Seite: 41. (Quelle)
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Hasse, Faustina (Sängerin, geb. zu Venedig 1700, gest. zu Venedig zwischen 1780–1790.) Faustina, eine geborne Bordoni, studirte den Gesang unter Michelangelo Gasparini und betrat 1716 zum ersten Male die Bühne in ihrer Vaterstadt. Die Erfolge, die sie feierte, waren gewaltig; in Florenz wurden Denkmünzen ihr zu Ehren geprägt. 1724 begab sie sich nach Wien, wo Kaiser Karl VI., ein großer Freund und Gönner der Musik, eine treffliche Oper unterhielt. Faustina erhielt daselbst 15.000 Gulden. Doch blieb sie nur bis 1726 an der Wiener Bühne und folgte einem Rufe nach London, wo Händel die National-Oper dirigirte. Dort sang Faustina zugleich mit der berühmten Cuzzoni; aber durch die Parteiungen, die sich für die eine und die andere Künstlerin bildeten, gerieth die Oper selbst in Verfall; Händel legte die Leitung nieder und Faustina begab sich in ihre Vaterstadt zurück. Dort lernte sie 1727 den berühmten Componisten Johann Adolph Hasse[WS 1] (geb. zu Bergedorf bei Hamburg 25. März 1699) kennen und wurde seine Frau. Faustina, ihrem Gatten, der Hofcapellmeister in Dresden geworden, folgend, sang nun in Deutschland und Italien und 1731 auch in Warschau, wohin Hasse als sächsischer Hofcapellmeister, da Friedrich August III. auch König von Polen war, dem chursächsischen Hofe folgte. In Dresden an der Seite ihres Gatten blieb Faustina bis 1760. Im genannten Jahre nach der Beschießung Dresdens, bei welcher Gelegenheit das Künstlerpaar einen großen Theil seiner Habe und Hasse insbesondere die sämmtlichen Manuscripte seiner Compositionen durch den entstandenen Brand verloren hatte, begab sich Faustina mit ihrem Gemale und ihren drei Kindern, einem Sohne und zwei für die Musik gebildeten Töchtern, nach Wien, wo sie mehrere Jahre – Burney traf sie noch 1772 in Wien – lebten, bis Faustina von der Sehnsucht, ihre Heimat wieder zu sehen, getrieben, sich mit ihrer Familie nach Venedig begab. In Wien componirte Hasse für den Carneval und die Hoffeste sechs Opern und ein Intermezzo und mehrere Musikstücke für die Kammer; die Opern sind: „Alcide al bivio“ (1760), „Egeria. Festa teatrale“ (1762), „Zenobia“ (1763), „Romolo ed Ersilia“ für Innsbruck (1763), und „Partenope“ (1767); das Intermezzo ist: „Piramo e Tisbe“ (1769). Auch in Venedig war Hasse bis an sein Lebensende, das am 16., nach Anderen am 23. December 1783 erfolgte, ununterbrochen mit Compositionen beschäftiget. Seine Gattin Faustina, welche auf einer ihr zu Ehren geprägten Medaille „die Hohe“ genannt wird, hat ihn überlebt, jedoch ist ihr Todesdatum nicht bekannt. Nach J. Drugulin’s „Allgemeiner Porträt-Catalog“ (Leipzig 1858), S. 312, Nr. 8443, wäre sie gar erst 1796, also 96 Jahre alt, gestorben. Jedenfalls muß ihr Tod in sehr hohem Alter – über 83 Jahre – erfolgt sein. Der geschätzte Musik-Schriftsteller Franz Sales Kandler (gest. 1826) hat zu Venedig im Jahre 1820 Hasse’s verfallene Ruhestätte in der Kirche zu St. Marcuola wieder aufgefunden und ihm ein Denkmal von weißem Marmor errichten lassen mit der Inschrift: Joh. Adolfo Hasso praeclaro harmoniae magistro nato 1699, defuncto 1783. Darunter eine antike Lyra [42] mit Verzierungen, worauf die Worte folgen: Nomino gratae posteritatis ddd. Franc. Sal. Kandler 1820.

Kandler (Franz Sales), Cenni storico-critici intorno alla vita ed alle opere del celebre compositore G. A. Hasse detto il Sassone (Venedig 1820, und Neapel 1821, 12°.) [enthält auch Nachrichten über Faustina].– Leipziger allgemeine musikalische Zeitung 1801, Nr. 49, von Friedr. Rochlitz [mit wenigen Veränderungen auch in dessen „Für Freunde der Tonkunst“ abgedruckt]. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) Bd. I, Sp. 590–603; – Desselben Neues histor. biogr. Lexikon (ebd. 1812, Kühnel, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 516. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in Einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, 4°.) S. 409 [über Joseph Adolph und (S. 411) über Faustina]. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, II. Sect. 3. Theil, S. 91 u. f. – Riehl (W. H.), Musikalische Charakterköpfe. Ein kunstgeschichtliches Skizzenbuch (Stuttgart und Tübingen 1853, Cotta, kl. 8°.) S. 111–146. – Sowiński (Alb), Les musiciens polonais et slaves anciens et modernes (Paris 1857, Adrien Le Clere et Comp., gr. 8°.) S. 257 u. 258. – Caffi (Francesco), Storia della Musica sacra nella già Capella ducale di San Marco in Venecia dal 1318 al 1797 (Venezia 1855, 8°.) Tomo I, p. 350, 380, 392, 394, 408, 412, 415, 428; Tomo II, p. 179, 182, 183 [über Adolph]; Tomo I, p. 342, 350, 402; Tomo II, p. 183 [über Faustina]. – Die geistvolle Elise Polko hat die berühmte Sängerin zur Heldin des nach ihr benannten Romans „Faustina Hasse“, 2 Bde. (Leipzig 1860, Schlick), gemacht. – Faustina ist es auch, deren Schönheit, als sie im Jahre 1731 in Dresden auftrat und Alles entzückte, folgendes hoch honorirte epigrammatische Curiosum, das von einem Verehrer Faustinens bestellt worden, hervorrief:

Ein nobel Herz kann leicht bezaubert werden
Durch Antlitz, Wuchs, Blick, Worte und Geberden,
Doch nie hat mich was so bezaubert, als
Faustina, ach, dein liedervoller Hals.

Porträte. S. Tonelli p., L. Zucchi sc. (Fol.) (Faustina’s Bild), als Pendant dazu ihres Gemals Porträt nach P. Rotari auch von Zucchi gestochen. – In Dresden befindet sich auch ihr Porträt in Pastell ausgeführt von der Rosalba.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Joseph Adolph Hasse. Korrigiert nach Johann Adolph Hasse (Wikipedia).